Wussten Sie, dass es nicht nur physiologische Grundbedürfnisse (wie Nahrung, Schlaf etc.) gibt, sondern auch psychologische? Der Psychotherapeut Klaus Grawe beschrieb in seiner Konsistenztheorie vier psychologische Grundbedürfnisse: (1) Bindung, (2) Orientierung und Kontrolle, (3) Selbstwerterhöhung und Selbstwertschutz sowie (4) Lustgewinn und Unlustvermeidung. Die 4 Grundbedürfnisse kurz erklärt
1. Bedürfnis nach Bindung Dies beschreibt das Bedürfnis nach einer tiefen, emotionalen Verbindung zu wichtigen Bezugspersonen. Wird dieses Bedürfnis nicht erfüllt, fühlen wir uns mitunter einsam oder ausgegrenzt. 2. Bedürfnis nach Orientierung und Kontrolle Hierbei handelt es sich um das Bedürfnis, die Welt zu verstehen und zukünftige Entwicklungen vorhersehen und beeinflussen zu können. Wird dieses Bedürfnis nicht erfüllt, kann es zu Gefühlen von Hilflosigkeit oder Unsicherheit kommen. 3. Bedürfnis nach Selbstwerterhöhung und Selbstwertschutz Das Bedürfnis, sich selbst als "gut" oder "in Ordnung" wahrzunehmen und dies auch von anderen gespiegelt oder rückgemeldet zu bekommen. Wird dieses Bedürfnis nicht erfüllt, fühlen wir uns u.a. minderwertig oder beschämt. 4. Bedürfnis nach Lustgewinn und Unlustvermeidung Das Bedürfnis, als angenehm empfundene Zustände zu verstärken und als unangenehm erlebte Zustände zu reduzieren. Was dabei von einer Person als lustvoll oder unlustvoll erlebt wird, ist von subjektiven Bewertungsprozessen abhängig. Wird dieses Bedürfnis nicht erfüllt, fühlen wir uns z.B. gelangweilt, abgestumpft, überlastet oder gestresst. Wie beeinflussen die psychologischen Grundbedürfnisse unser psychisches Wohlbefinden? Nach Grawe (2004) stehen die vier Grundbedürfnisse hierarchisch nebeneinander und sind alle gleich wichtig. Eine Nichterfüllung der Bedürfnisse wird als Mangelgefühl wahrgenommen. Eine dauerhafte Nichterfüllung der Bedürfnisse begünstigt nach Grawe die Entstehung von psychischen Erkrankungen. Im Laufe des Lebens bilden Menschen durch Interaktion mit anderen Personen motivationale Schemata aus. Diese haben zum Ziel, die Grundbedürfnisse zu befriedigen und zu schützen. "Annäherungsschemata" sind Mittel zur Befriedigung der Bedürfnisse und "Vermeidungsschemata" sind Wege, um die Verletzung der Bedürfnisse zu verhindern. Werden die motivationalen Ziele erreicht und die Grundbedürfnisse ausgeglichen befriedigt, so herrscht Konsistenz. Inkongruenz besteht laut Grawe, wenn die motivationalen Ziele nicht erreicht werden. Diskordanz entsteht laut Grawe, wenn Ziele untereinander konkurrieren oder sich gegenseitig behindern. Beide Konzepte stellen zwei wichtige Formen von Inkonsistenz dar und begünstigen die Entstehung psychischer Erkrankungen. Fazit Genauso wie wir physiologische Grundbedürfnisse (z.B. nach Nahrung, Schlaf etc.) haben, so gibt es auch psychologische Grundbedürfnisse (nach Bindung, Orientierung und Kontrolle, Selbstwerterhöhung und Lustgewinn und Unlustvermeidung). Die ausreichende Erfüllung aller Grundbedürfnisse ist wichtig für die psychische Gesundheit. In der psychologischen Therapie werden die psychologischen Grundbedürfnisse daher auch miteinbezogen und es wird gemeinsam mit den Klient:innen erarbeitet, wie die Bedürfnisse besser erfüllt werden könnten.
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November 2023
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