Panikattacken äußern sich in einer vegetativen Übererregung und sind für die Betroffenen oft ein massiver Kontrollverlust, der mit der Angst, an der Panikattacke zu versterben, einhergeht. Warum Angst eigentlich gut für Sie ist Obwohl wir uns oft wünschen würden, keine Angst zu verspüren, hat die Emotion für uns Menschen eigentlich eine sehr wichtige Funktion. Dadurch, dass wir uns fürchten, dass wir gewisse Personen, Situationen oder Dinge als bedrohlich wahrnehmen, schützen wir gleichzeitig unser Leben. Durch die Angst werden Stresshormone (Cortisol, Adrenalin) von der Nebenniere ausgeschüttet, die Auswirkungen auf die Funktion des vegetativen Nervensystems haben. Der Sympathikus ist der Teil des vegetativen Nervensystems, der für die Aktivierung des Körpers zuständig ist. Dieser Nervenstrang veranlasst, dass sich unser Körper auf Flucht oder Kampf vorbereitet: Unser Herz schlägt schneller, damit mehr Blut an wichtige Stellen, wie die Muskeln oder unser Gehirn, gelangt. Unsere Muskeln spannen sich an, um Kampf- oder Fluchtbewegungen besser ausführen zu können. Unser Blutzuckerspiegel erhöht sich, um unseren Körper mit genügend Energie zu versorgen. Unsere Atmung wird schneller, damit wir mehr Sauerstoff aufnehmen können. Gleichzeitig verringert sich die Tätigkeit des Parasympathikus – der Gegenspieler zum Sympathikus – der für die Erholungs- und Entspannungsreaktion unseres Körpers verantwortlich ist. In früheren Zeiten wurde die Flucht oder der Kampf durchgezogen und die Angst konnte langsam wieder abflauen und einem Gefühl von Sicherheit weichen.
Wenn die Angst problematisch wird In unserer heutigen Zeit sind die Stressoren jedoch ganz andere als noch vor vielen 10.000 Jahren. Heutzutage stresst uns zum Beispiel ein voller Terminkalender, bei einer Präsentation oder einem Meeting können wir aber weder kämpfen noch flüchten. Trotzdem schüttet unser Körper Stresshormone aus, immer bestrebt, unser Überleben zu sichern. Stehen wir unter chronischem Stress, kann dies dafür sorgen, dass unser vegetatives Nervensystem außer Kontrolle gerät und ständig „Angstsignale“ sendet, obwohl keine reale Bedrohung vorhanden ist. Bei Angststörungen verschiebt sich nämlich auch der Inhalt der Angst, weg von der realen Bedrohung hin zur unrealen. Die Angst bleibt, obwohl es keine realen Bedrohungen für unser Überleben gibt. Bei spezifischen Ängsten, wie zum Beispiel Tierphobien, konzentriert sich die Angst auf konkrete Dinge und wird nur dann ausgelöst, wenn wir mit diesen Dingen konfrontiert werden. Bei einer generalisierten Angststörung wird es komplizierter, da hier Sorgen und vermehrtes Grübeln im Vordergrund stehen, u.a. die Angst vor dem, was einem selbst oder Familienmitgliedern Schreckliches passieren könnte. Panikattacken und ihre Symptome Wenn eine Angstreaktion (also eigentlich eine Stressreaktion) übersteigert wird, kann sie sich im schlimmsten Fall zu einer Panikattacke entwickeln. Für Betroffene fühlt sich eine Panikattacke oft wie ein Herzinfarkt an – nicht selten suchen Personen im Rahmen der Panikattacken Ärzt:innen oder Notaufnahmen auf. Folgende Symptome können im Rahmen einer Panikattacke auftreten:
Bei der Entstehung einer Panikattacke sind oft auch die Gedanken einer Person wesentlich beteiligt. Es können Gedanken auftreten wie „Irgendwas passt bei meinem Herzen nicht!“ oder „Was, wenn ich krank bin?“ oder "Was passiert mit meinem Körper? Werde ich jetzt verrückt?!" und andere Katastrophengedanken, die zusätzlich wieder Stress auslösen und den Angstkreislauf wesentlich verstärken. Treten Panikattacken wiederholt auf, kann es passieren, dass die betroffene Person mit der Zeit Angst vor der Entwicklung einer weiteren Panikattacke hat. Diese Angst vor der Angst bedeutet dann eine ständige Aktivierung unseres vegetativen Nervensystems, wodurch gleichzeitig die Stressschwelle gesenkt und somit auch die Wahrscheinlichkeit für eine Panikattacke erhöht wird. Diese Form der Angststörung wird als Panikstörung bezeichnet. Panikattacken können aber auch bei anderen Angststörungen, wie etwa der Agoraphobie (Angst vor öffentlichen Plätzen), oder bei Depressionen oder Burn Out auftreten. Psychologische Therapie bei Panikattacken Wichtig bei der psychologischen Therapie von Panikattacken ist die Vermittlung von Entspannungstechniken (wie z.B. die Progressive Muskelrelaxation oder Atemtechniken), die in Akutsituationen helfen können. Eine große Rolle spielt aber auch die Bedeutung der Panikattacken für die betroffene Person. Die meisten Personen wollen die Angst und die damit einhergehende Panik einfach „weg“ haben. Dies funktioniert in der Regel meist nicht – je mehr man ein Problem wegzudrücken versucht, desto stärker wird es. Deshalb gilt es in der psychologischen Therapie auch, gemeinsam mit den Klient:innen herauszufinden, was die Angst der betroffenen Person vielleicht signalisieren möchte. Besteht vielleicht eine zu hohe berufliche Überlastung? Gibt es belastende Beziehungen im Leben der Betroffenen? Hierbei ist es wichtig, alle Lebensbereiche der Person zu betrachten und zu überlegen, welche Veränderungen für die Person sinnvoll sein könnten. Bei sehr heftigen, wiederkehrenden Panikattacken kann auch eine psychopharmakologische (also medikamentöse) Therapie als Begleitung helfen. Medikamente setzen in der Regel allerdings nur an der Symptomebene an. Panikstörungen sollten vordergründig immer mit einer psychologischen oder psychotherapeutischen Therapie behandelt werden, da nur so auch die Ursache für die Panik gefunden und bearbeitet werden kann
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November 2023
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